Die menschliche Erinnerung durchläuft einen stetigen Wandel, Erinnerung ist einem Prozess unterworfen.
Die gespeicherte Information wird im Moment des Erinnerns mit Informationen und Emotionen des jeweiligen Erinnerungsmoments verknüpft und überschrieben.
Dadurch erlangen wir die Möglichkeit Erlebnisse zu "verarbeiten", sie in Beziehung zu setzen, zu relativieren. Ein tragisches oder belastendes Erlebnis wird für die menschliche Psyche ertragbar.
Ein Ereignis hingegen, das die menschliche Psyche nicht verarbeiten kann, wird abgekapselt und isoliert.
Stellt sich später durch einen äußeren Impuls, Geruch, Geräusch oder ähnliches (Trigger), ein Wiedererkennungseffekt ein, ist es nicht möglich die Erinnerung mit dem Moment des Erinnerns zu verknüpfen.
Die Erinnerung einschließlich körperlicher Funktionen, wie erhöhte Herzfrequenz, Muskelkontraktionen, Panikreflexe werden in dem eigentlich nicht bedrohlichen Moment des Erinnerns eins zu eins wiederholt.
Eine "Heilung" der psychischen Verletzung (Trauma) kann nicht stattfinden.
Erfährt eine ganze Gruppe von Menschen eine psychische Extremsituation spricht man von einem kollektiven Trauma.
Neuerer Forschung zu Folge können traumatische Erlebnisse sogar genetische Veränderungen auslösen und vererbt, aber auch durch Antizipation als Sekundärtrauma angenommen bzw. geteilt werden.
Eine digitale Kodierung beschreibt eine Information über Nullen und Einsen.
Im Computerzeitalter ist es möglich, eine komplexe Information damit so zu verschlüsseln, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt aus den definierten Bausteinen eins zu eins wieder zusammengebaut werden kann.
Die Information verändert sich nicht.
Im Gegensatz zu einer nicht-linearen, mündlichen Erinnerungskultur (Oral History) steht im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit eines Ereignisses nicht der Prozess der Heilung im Vordergrund, sondern das Festhalten und die Interpretation von Informationen.
Ereignisse, oder Erlebnisse werden nicht mehr im Ritual erneut durchlebt, um in der kollektiven spielerischen Erfahrung dem Prozess der Heilung übergeben zu werden.
»Spuren der Erinnerung« versucht in einer Laborsituation einen digitalen, ritualisierten Raum zu schaffen, der die deutsche koloniale Vergangenheit im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika an der Schnittstelle von digitalem und analogem Erinnern untersucht.
Durch Verschiebungen, Rückkoppelungen und Latenzen werden Haltungen und Gesten, die in der Auseinandersetzung mit Archiv- und Recherchematerial sowie der körperlichen Vermessung von Monumenten erarbeitet wurden, in immer neuen Kombinationen untersucht, um der Frage nachzugehen, wie eine Erinnerungskultur im digitalen Zeitalter aussehen müsste, die keine Interpretation oder Deutungshoheit liefern will, sondern den Prozess in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung stellt.
Erwägung der Erklärung, die von der Generalversammlung der Vereinten Nationen in ihrer Resolution 96(I) vom 11. Dezember 1946 abgegeben wurde, daß Völkermord ein Verbrechen gemäß internationalem Recht ist, das dem Geist und den Zielen der Vereinten Nationen zuwiderläuft und von der zivilisierten Welt verurteilt wird,
In Anerkennung der Tatsache, daß Völkermord der Menschheit in allen Zeiten der Geschichte große Verluste zugefügt hat, und
In der Überzeugung, daß zur Befreiung der Menschheit von einer solch verabscheuungswürdigen Geißel internationale Zusammenarbeit erforderlich ist,
sind die vertragschließenden Parteien hiermit wie folgt übereingekommen:
Artikel I: Die Vertragschließenden Parteien bestätigen, daß Völkermord, ob im Frieden oder im Krieg begangen, ein Verbrechen gemäß internationalem Recht ist; sie verpflichten sich zu seiner Verhütung und Bestrafung.
Artikel II: In dieser Konvention bedeutet Völkermord eine der folgenden Handlungen, die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören:
(a) Tötung von Mitgliedern der Gruppe;
(b) Verursachung von schwerem körperlichem oder seelischem Schaden an Mitgliedern der Gruppe;
(c) vorsätzliche Auferlegung von Lebensbedingungen für die Gruppe, die geeignet sind, ihre körperliche Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen;
(d) Verhängung von Maßnahmen, die auf die Geburtenverhinderung innerhalb der Gruppe gerichtet sind;
(e) gewaltsame Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe.
Artikel III: Die folgenden Handlungen sind zu bestrafen:
(a) Völkermord,
(b) Verschwörung zur Begehung von Völkermord,
(c) unmittelbare und öffentliche Aufhetzung zur Begehung von Völkermord,
(d) Versuch, Völkermord zu begehen,
(e) Teilnahme am Völkermord.
Artikel IV: Personen, die Völkermord oder eine der sonstigen in Artikel II aufgeführten Handlungen begehen, sind zu bestrafen, gleichviel ob sie regierende Personen, öffentliche Beamte oder private Einzelpersonen sind.
Artikel V: Die vertragschließenden Parteien verpflichten sich, in Übereinstimmung mit ihren jeweiligen Verfassungen die notwendigen gesetzgeberischen Maßnahmen zu ergreifen, um die Anwendung der Bestimmungen dieser Konvention sicherzustellen und insbesondere wirksame Strafen für Personen vorzusehen, die sich des Völkermordes oder einer der sonstigen in Artikel III aufgeführten Handlungen schuldig machen.
Artikel VI: Personen, denen Völkermord oder eine der sonstigen in Artikel III aufgeführten Handlungen zur Last gelegt wird, werden vor ein zuständiges Gericht des Staates, in dessen Gebiet die Handlung begangen worden sind, oder vor das internationale Strafgericht gestellt, das für die vertragschließenden Parteien, die seine Gerichtsbarkeit anerkannt haben, zuständig ist.
Artikel VII: Völkermord und die sonstigen in Artikel III aufgeführten Handlungen gelten für Auslieferungszwecke nicht als politische Straftaten.
Die vertragschließenden Parteien verpflichten sich, in derartigen Fällen die Auslieferung gemäß ihren geltenden Gesetzen und Verträgen zu bewilligen.
Artikel VIII: Eine vertragschließende Partei kann die zuständigen Organe der Vereinten Nationen damit befassen, gemäß der Charta der Vereinten Nationen die Maßnahmen zu ergreifen, die sie für Verhütung und Bekämpfung von Völkermordhandlungen oder einer der sonstigen in Artikel III aufgeführten Handlungen für geeignet erachten.
Artikel IX: Streitfälle zwischen den vertragschließenden Parteien hinsichtlich der Auslegung, Anwendung oder Durchführung dieser Konvention einschließlich derjenigen, die sich auf die Verantwortlichkeit eines Staates für Völkermord oder eine der sonstigen in Artikel III aufgeführten Handlungen beziehen, werden auf Antrag einer der an dem Streitfall beteiligten Parteien dem Internationalen Gerichtshof unterbreitet.
Artikel X: Diese Konvention, deren chinesischer, englischer, französischer, russischer und spanischer Text in gleicher Weise maßgebend ist, trägt das Datum des 9. Dezember 1948.
Artikel XI: Diese Konvention steht bis zum 31. Dezember 1949 jedem Mitglied der Vereinten Nationen und jedem Nicht-Mitgliedstaat, an den die Generalversammlung eine Aufforderung zur Unterzeichnung gerichtet hat, zur Unterzeichnung offen.
Diese Konvention bedarf der Ratifizierung; die Ratifikationsurkunden sind bei dem Generalsekretär der Vereinten Nationen zu hinterlegen. Nach dem 1. Januar 1950 kann jedes Mitglied der Vereinten Nationen und jeder Nicht- Mitgliedstaat, der eine Aufforderung gemäß Absatz 1 erhalten hat, der Konvention beitreten. Die Beitrittsurkunden sind bei dem Generalsekretär der Vereinten Nationen zu hinterlegen.
Artikel XII: Eine vertragschließende Partie kann jederzeit durch Mitteilung an den Generalsekretär der Vereinten Nationen die Anwendung dieser Konvention auf alle oder eines der Gebiete erstrecken, für deren auswärtige Angelegenheiten diese vertragschließende Partei verantwortlich ist.
Artikel XIII: An dem Tag, an dem die ersten zwanzig Ratifikations- oder Beitrittsurkunden hinterlegt sind, erstellt der Generalsekretär ein Protokoll und übermittelt jedem Mitglied der Vereinten Nationen und jedem der in Artikel XI in Betracht gezogenen Nicht-Mitgliedstaaten eine Abschrift desselben.
Diese Konvention tritt am neunzigsten Tage nach dem Zeitpunkt der Hinterlegung der zwanzigsten Ratifikations- oder Beitrittsurkunde in Kraft.
Eine Ratifikation oder ein Beitritt, der nach dem letzteren Zeitpunkt erfolgt, wird am neunzigsten Tage nach der Hinterlegung der Ratifikations- oder Beitrittsurkunde wirksam.
Artikel XIV: Diese Konvention bleibt für die Dauer von zehn Jahren vom Zeitpunkt ihres Inkrafttretens an in Kraft.
Danach bleibt sie für die Dauer von jeweils weiteren fünf Jahren für diejenigen vertragschließenden Parteien in Kraft, die sie nicht mindestens sechs Monate vor Ablauf der laufenden Frist gekündigt haben.
Die Kündigung erfolgt durch schriftliche Mitteilung an den Generalsekretär der Vereinten Nationen
Artikel XV: Wenn als Ergebnis von Kündigungen die Zahl der Parteien der vorliegenden Konvention auf weniger als sechzehn sinkt, tritt die Konvention mit dem Zeitpunkt außer Kraft, in dem die letzte dieser Kündigungen rechtswirksam wird.
Artikel XVI: Ein Antrag auf Revision dieser Konvention kann jederzeit von einer vertragschließenden Partei durch eine schriftliche Mitteilung an den Generalsekretär gestellt werden.
Die Generalversammlung entscheidet über die Schritte, die gegebenenfalls auf einen solchen Antrag hin zu unternehmen sind.
Artikel XVII: Der Generalsekretär der Vereinten Nationen macht allen Mitgliedern der Vereinten Nationen und den in Artikel XI in Betracht gezogenen Nicht-Mitgliedstaaten über die folgenden Angelegenheiten Mitteilung:
(a) Unterzeichnungen, Ratifikationen und Beitritte, die gemäß Artikel XI eingegangen sind;
(b) Mitteilungen, die gemäß Artikel XII eingegangen sind;
(c) den Zeitpunkt, zu dem diese Konvention gemäß Artikel XIII in Kraft tritt;
(d) Kündigungen, die gemäß Artikel XIV eingegangen sind;
(e) Außerkrafttreten der Konvention gemäß Artikel XV;
(f) Mitteilungen, die gemäß Artikel XVI eingegangen sind.
Artikel XVIII: Das Original der vorliegenden Konvention wird in den Archiven der Vereinten Nationen hinterlegt.
Eine beglaubigte Abschrift der Konvention wird jedem Mitglied der Vereinten Nationen und jedem der in Artikel XI in Betracht gezogenen Nicht-Mitgliedstaaten übermittelt.
Artikel XIX: Diese Konvention wird am Tage ihres Inkrafttretens von dem Generalsekretär der Vereinten Nation
Ich, der große General der deutschen Soldaten, sende diesen Brief an das Volk der Herero. Die Hereros sind nicht mehr deutsche Untertanen.
Sie haben gemordet und gestohlen, haben verwundeten Soldaten Ohren und Nasen und andere Körperteile abgeschnitten, und wollen jetzt aus Feigheit nicht mehr kaämpfen. Ich sage dem Volk:
Jeder der einen der Kapitäne an eine meiner Stationen als Gefangenen abliefert, erhält 1000 Mark, wer Samuel Maharero bringt, erhält 5000 Mark. Das Volk der Herero muß jedoch das Land verlassen.
Wenn das Volk dies nicht tut, so werde ich es mit dem Groot Rohr dazu zwingen. Innerhalb der Deutschen Grenze wird jeder Herero mit und ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen,
ich nehme keine Weiber und Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auf sie schießen.
Dies sind meine Worte an das Volk der Hereros. Der große General des mächtigen deutschen Kaisers.
Dieser Erlaß ist bei den Appells der Truppen mitzuteilen mit dem Hinzufügen, daß auch der Truppe, die einen der Kapitänen fängt,
die entsprechende Belohnung zuteil wird und das Schießen auf Weiber und Kinder so zu verstehen ist, daß über sie hinweggeschossen wird, um sie zum Laufen zu zwingen. Ich nehme mit Bestimmtheit an, daß
dieser Erlaß dazu führen wird, keine männlichen Gefangenen mehr zu machen, aber nicht zu Grausamkeiten gegen Weiber und Kinder ausartet. Diese werden schon fortlaufen, wenn zweimal über sie hinweggeschossen wird.
Die Truppe wird sich des guten Rufes des Deutschen Soldaten bewußt bleiben.
Der Kommandeur gez. v. Trotha, Generalleutnant.
Bundesarchiv, R1001/2089